Jeden, der sich in der IT-Szene Deutschlands, ach was weltweit, tummelt hat die Information vom Aus der CEBIT wie ein Paukenschlag erreicht. Sofort wurden Nachrichten und Mails hin- und her geschickt und mit „hast Du schon gehört?“ eingeleitet. Mir kam zunächst ein Wort in den Sinn: krass.
„Wenn sich die Digitalisierung selbst auffrisst“ – so oder ähnlich brachial klangen in den letzten Tagen einige Tweets oder Titel von Artikeln. Es folgten zahlreiche Analysen warum die CEBIT ab 2019 nicht mehr an den Start gehen wird zusammen mit unzähligen Kommentaren in den sozialen Netzwerken. Jeder Autor hat so seine Sicht der Dinge und damit Begründung zu dem Thema.
Ganz ehrlich: Ich möchte mir nicht anmaßen dies so ähnlich zu tun. Und zwar aus mehreren Gründen. Zum Einen, bin ich in einem ähnlichen Umfeld beschäftigt, seit nunmehr 3 Jahren bin ich bei SILPION für die Organisation der solutions.hamburg zuständig, zusammen mit einem großartigen Team. Ich bin daher natürlich befangen. Weiterhin war die CEBIT langjähriger Partner unseres Digitalisierungskongresses, und umgekehrt. 2018 waren wir das erste Mal mit einem tollen Stand vertreten, haben viel gekickert, gute Musik auf der Bühne verfolgt und tolle Gespräche mit den anderen Ausstellern und Besuchern gehabt. Die Planungen für einen erneute Beteiligung liefen bereits.
Aber natürlich machen auch wir uns Gedanken, wie es dazu kommen konnte. Wie konnte diese starke Marke, die Leitmesse für die IT-Branche schlechthin kaputt gehen? Und das zu einem Zeitpunkt, da gefühlt jedes Unternehmen zum Experten für Digitalisierung geworden ist? Wo in Deutschland das Thema Digitalisierung auch endlich in der Politik den richtigen Stellenwert gefunden hat? Wo gerade ein Digitalpakt für Schulen auf den Weg gebracht wurde? Denn viele von uns, die wir in der IT-Branche beruflich zu Hause sind, hat die CEBIT ein Leben lang begleitet, teils sogar weit vor dem Berufsleben.
Vielleicht hilft ein Vergleich zur solutions.hamburg. Wir können stetig steigenden Besucherzahlen verzeichnen und auch immer mehr Partner sind mit mehr Aufwand und auch zeitlich früher beteiligt. Im Vergleich zur CEBIT sind wir ein kleines Licht: 3 Tage, 100 Partner, 5000 Teilnehmer, so lauten unsere Eckdaten. Und auch viele der anderen IT-nahen Veranstaltungen sind in den reinen Größenvergleichen viel zu klein, als dass sie die CEBIT kompensieren könnten. Was also ist der Unterschied?
Ich denke ein wichtiger Aspekt, den wir bei der solutions.hamburg verfolgen ist, das Networking und den Austausch auf Augenhöhe ganz in den Fokus zu stellen. Ein Teilnehmer formulierte es so: „Ich habe das Gefühl, ich kann hier jeden Duzen“. Stimmt, das ist unser Anspruch. Die Teilnehmer sollen sich austauschen, voneinander lernen, über Branchen- und Abteilungsgrenzen hinaus denken, neue Ideen mitnehmen, Inspiration finden. Ich habe es mal so formuliert: Der optimale Zustand ist erreicht, wenn unsere Teilnehmer bei uns waren und inspiriert durch einen Partnerbeitrag den Schritt für ein neues Projekt gehen können, wertvolle neue Kontakte gewonnen haben und eine echte „Lösung“ finden konnten – solutions eben.
Es ist klar, dass keine andere Messe die Lücke einfach so schließen kann, die die CEBIT hinterlässt. Eine Reintegration in die Hannover Messe scheint wahrscheinlich, aber auch hier bleibt abzuwarten wie sich dies entwickelt. Die Message dadurch ist klar: Deutschland war und ist ein starker Industrie-Standort. Hier dem Thema Digtialisierung einen Platz zu bieten, zeigt wie wichtig das Thema Industrie 4.0 ist. Die Verbindung dieser beiden Schlagworte kann zu einer neuen Dynamik in Deutschland führen, den IT-Standort Deutschland stärken und seine Zukunftsfähigkeit betonen.
Fazit: Das Aus der CEBIT ist nicht gleichzusetzen mit einem Aus für den Digital(isierungs)-Standort Deutschland. Im Gegenteil, es wurden bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Formate mit etwas veränderter Zielsetzung und Anspruch aus der Taufe gehoben. Die Kongresslandschaft verändert sich zunehmend in Richtung pragmatischem und praxisorientiertem Austausch auf Augenhöhe. Enablement in entspannter Atmosphäre wird immer wichtiger. Wir wollen mit der solutions.hamburg unseren Beitrag dazu leisten.