Wir schaffen das nicht (Gastbeitrag von der Health AG)

co_evolution_lab_2016_2951-webAutor: Jan Schellenberger, CTO Health AG

Wir haben kein TRUMPeltier, welches sich enthusiastisch über Gesetze und ethische Grundlagen hinwegsetzt. Wir haben auch keine Diktatur, mit der man kurzerhand massenweise staatliche Bedienstete entlassen kann, um neue Ideen und Gesetzesänderungen durchzuboxen. Nein, wir sind die pflichtbewussten Deutschen, die über viele Jahre Checklisten für Prozesse, Richtlinien für das Ausfüllen von Antragsformularen, ISO-Normen für die Nutzung einer Datenbank und Gesetze für den Schutz von Daten entwickelt haben. Alles ist organisiert und die Regeln basieren auf technischen Naturgesetzen.

Schade nur, dass diese Naturgesetze längst außer Kraft gesetzt worden sind und fast alle daran vorbeisehen wollen. Digitalisierung, Automatisierung, IoT und KI haben eine neue Welt erschaffen, bei der das kleine gallische Dorf Deutschland bockig und nicht konsequent mitspielen möchte, weil wir immer noch glauben, den Zaubertrank Wirtschaftswunder zu haben. Nicht das Internet ist für uns Neuland, sondern die Disruption. In den deutschen Garagen wird selten etwas entdeckt und entwickelt oder nur solange bis jemand darauf kommt, eine Rechtsabteilung, die IT-Sicherheit, den Datenschutzbeauftragten oder die Revision einzubinden. Mit Visionen wird man in Deutschland nicht selten zum Arzt geschickt, dabei ermöglicht ein Dachschaden vielleicht den Blick in die Sterne.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Am 30. Juni verabschiedete die Bundesregierung mit insgesamt beeindruckender Geschwindigkeit eine Gesetzesänderung beim §203 StGB, um die Lücke zwischen der alten und der neuen Realität zu schließen. Eben noch waren wir fest davon überzeugt, dass zur Verschwiegenheit verpflichtete Personen bzw. Unternehmen ohne Einwilligungserklärung der Betroffenen keine IT-Unterstützung von Dritten in Anspruch nehmen dürfen und jetzt müssen wir dieses Bild zurechtrücken und können ernsthaft über Cloud-Lösungen für Ärzte diskutieren. Ein Datenschutz-Erdbeben, das uns alle hoffen lässt. Kaum allerdings wurde diese wegweisende Gesetzesänderung beschlossen, melden sich schon wieder erste Bedenkenträger zu Wort. Es scheint fast so, als könnten wir unser Glück nicht fassen.

Aber das Festhalten an Gesetzen aus einer anderen Zeit ist nur ein Grund für den Wettlauf, den wir fast nicht mehr gewinnen können. Ein anderer Grund betrifft jede Faser unseres Datenkörpers: Glasfaser. Selbst Länder wie Mexiko, Türkei, Kolumbien und Chile sind Deutschland in diesem Thema einen Schritt voraus. Nur 1,6 Prozent aller Breitband-Anschlüsse basieren in Deutschland bisher auf Glasfaser-Technologie. Im Vergleich: Lettland liegt bei 61,5Prozent. Irgendwas läuft hier also gehörig falsch. Was nützt es uns, wenn wir Multi-Cloud-Speicher und Video-Roboter entwickeln und dann eine Firma in einer ländlichen Region darauf hoffen muss, dass der Anhang der zugehörigen Installations-E-Mail endlich übertragen wird?

Die Bereitschaft, wirklich neu zu denken und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die nicht mindestens 10 Prozent Umsatzsteigerung bringen sollen, sondern Unternehmen zehnmal größer werden lassen, ist schwer zu finden. Auf der solutions.hamburg ist das zum Glück anders. Wir können es also doch schaffen. Wir müssen uns nur trauen.

Fotocredit Headerbild: iStock 
Fotocredit Profilfoto: Health AG

Unzertrennlich seit 2017 – SVA und solutions:

Gelungener Ersteindruck Als wir 2017 mit dem Team unserer SVA Hamburg auf der solutions.hamburg starteten, galt meine persönliche Faszination zunächst der experten.werkstatt. Zurückblickend war die Aufteilung in „Developer Day“, „DevOps…

Wir schaffen das nicht (Gastbeitrag von der Health AG)

co_evolution_lab_2016_2951-webAutor: Jan Schellenberger, CTO Health AG

Wir haben kein TRUMPeltier, welches sich enthusiastisch über Gesetze und ethische Grundlagen hinwegsetzt. Wir haben auch keine Diktatur, mit der man kurzerhand massenweise staatliche Bedienstete entlassen kann, um neue Ideen und Gesetzesänderungen durchzuboxen. Nein, wir sind die pflichtbewussten Deutschen, die über viele Jahre Checklisten für Prozesse, Richtlinien für das Ausfüllen von Antragsformularen, ISO-Normen für die Nutzung einer Datenbank und Gesetze für den Schutz von Daten entwickelt haben. Alles ist organisiert und die Regeln basieren auf technischen Naturgesetzen.

Schade nur, dass diese Naturgesetze längst außer Kraft gesetzt worden sind und fast alle daran vorbeisehen wollen. Digitalisierung, Automatisierung, IoT und KI haben eine neue Welt erschaffen, bei der das kleine gallische Dorf Deutschland bockig und nicht konsequent mitspielen möchte, weil wir immer noch glauben, den Zaubertrank Wirtschaftswunder zu haben. Nicht das Internet ist für uns Neuland, sondern die Disruption. In den deutschen Garagen wird selten etwas entdeckt und entwickelt oder nur solange bis jemand darauf kommt, eine Rechtsabteilung, die IT-Sicherheit, den Datenschutzbeauftragten oder die Revision einzubinden. Mit Visionen wird man in Deutschland nicht selten zum Arzt geschickt, dabei ermöglicht ein Dachschaden vielleicht den Blick in die Sterne.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Am 30. Juni verabschiedete die Bundesregierung mit insgesamt beeindruckender Geschwindigkeit eine Gesetzesänderung beim §203 StGB, um die Lücke zwischen der alten und der neuen Realität zu schließen. Eben noch waren wir fest davon überzeugt, dass zur Verschwiegenheit verpflichtete Personen bzw. Unternehmen ohne Einwilligungserklärung der Betroffenen keine IT-Unterstützung von Dritten in Anspruch nehmen dürfen und jetzt müssen wir dieses Bild zurechtrücken und können ernsthaft über Cloud-Lösungen für Ärzte diskutieren. Ein Datenschutz-Erdbeben, das uns alle hoffen lässt. Kaum allerdings wurde diese wegweisende Gesetzesänderung beschlossen, melden sich schon wieder erste Bedenkenträger zu Wort. Es scheint fast so, als könnten wir unser Glück nicht fassen.

Aber das Festhalten an Gesetzen aus einer anderen Zeit ist nur ein Grund für den Wettlauf, den wir fast nicht mehr gewinnen können. Ein anderer Grund betrifft jede Faser unseres Datenkörpers: Glasfaser. Selbst Länder wie Mexiko, Türkei, Kolumbien und Chile sind Deutschland in diesem Thema einen Schritt voraus. Nur 1,6 Prozent aller Breitband-Anschlüsse basieren in Deutschland bisher auf Glasfaser-Technologie. Im Vergleich: Lettland liegt bei 61,5Prozent. Irgendwas läuft hier also gehörig falsch. Was nützt es uns, wenn wir Multi-Cloud-Speicher und Video-Roboter entwickeln und dann eine Firma in einer ländlichen Region darauf hoffen muss, dass der Anhang der zugehörigen Installations-E-Mail endlich übertragen wird?

Die Bereitschaft, wirklich neu zu denken und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die nicht mindestens 10 Prozent Umsatzsteigerung bringen sollen, sondern Unternehmen zehnmal größer werden lassen, ist schwer zu finden. Auf der solutions.hamburg ist das zum Glück anders. Wir können es also doch schaffen. Wir müssen uns nur trauen.

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